Ärzte-Selbstkontrolle: Experte skeptisch

An der Selbstkontrolle der Ärzte durch die Ärztekammer führe in Österreich kein Weg vorbei, sagt der Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer. Der gesetzliche Prüfauftrag müsste aber besser formuliert und eine neue Kultur eingeführt werden. Als Vorbild nennt er Großbritannien, ist aber skeptisch, dass so etwas mit der österreichischen Ärztekammer möglich wäre.

Ein Chirurg hält ein Skalpell

(c) Berg, DPA

Morgenjournal, 19.7.2013

Ernest Pichlbauer, Gesundheitsökonom und Kenner des österreichischen Gesundheitsssstems, im Gespräch mit Christian Williwald

Prüfungsauftrag weiter fassen

Auch Pichlbauer findet es sinnvoll, dass die Ärztekammer ihre eigenen Mitglieder kontrolliert: "Das ist die einzige Chance in Österreich, da die Ärztekammer die Pflichtvertretung aller Ärzte ist." Und es bleibe die Aufgabe von Ärzten, Ärzte zu kontrollieren, "das kann sonst keiner wirklich machen. Insofern kommen wir aus dieser Sackgasse nicht raus." Es sollten die Rahmenbedingungen eben entsprechend sein, damit die Kontrolle effizienter und transparenter ablaufen kann. Der gesetzliche Prüfungsauftrag an die Ärztekammer müsste weiter gefasst werden, so Pichlbauer. Es müsste erfasst werden, bei welchen Ärzten es gehäufte Komplikationen gibt, und dann müsste dem Arzt verboten werden können, weiterzuarbeiten. Derzeit seien die Gesetze so ausgerichtet, dass keiner gezielt hinschauen muss.

Britische Vorbilder

Dass die Ärztekammer grundsätzlich die Interessen ihrer Mitglieder immer an erste Stelle stellt, muss dabei nicht sein. Denn die Kammer bestehe nicht nur aus jenen die beharren, so Pichlbauer. Er schätzt, dass 95 Prozent der Ärzte sauer sind, das sie durch wenige schwarze Schafe in Geiselhaft genommen werden. In anderen Ländern würden die "Selbstreinigungskräfte" von den Ärzten selbst organisiert, wie etwa in Großbritannien, wo ein einschlägiges Institut, das "Royal College of Physicians" bereits im 16. Jahrhundert gegründet worden sei. Dazu müsste eine Kultur entwickelt werden, wo man aus Fehlern lernen darf. Dass das in Österreich umgesetzt wird, zweifelt Pichlbauer: Man muss davon ausgehen, dass das die Blockierer innerhalb der Ärztekammer am Ende des Tages anders sehen werden.