Menschenbilder

23. Oktober 2011, 14:05

Bereits mit 16 Jahren beginnt Wilfried Daim Kunst zu sammeln. Für ihn war dies - wie er schreibt - kein isolierter Vorgang, sondern eingebunden in seine weltanschaulich-politische, religiöse Entwicklung und seine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Psychologie.

Daim wurde 1923 in Wien geboren, er entstammt einer Kleinbürgerfamilie; der Vater musste sich als unselbstständiger Arbeiter verdingen, die Mutter hat Wilfried streng und religiös erzogen und ihn immer wieder ermahnt, er solle lernen, denn sonst würde er als Straßenkehrer enden. Durch den Kaplan Josef Weinand kam Daim sowohl mit der Kunst als auch mit dem Widerstand in der Pfarrjugend Hernals in Kontakt.

Daim nahm am Zweiten Weltkrieg teil, er verlor ein Bein. Nach 1945 studierte er Psychologie und Anthropologie. Sein bekanntestes Buch über Jörg Lanz von Liebenfels "Der Mann, der Hitler die Ideen gab" erschien 1958, wurde in Österreich aber erst 20 Jahre später wahrgenommen. Daim schrieb mehr als 20 Bücher, war ein streitbarer Publizist, arbeitete als Psychotherapeut, beschäftigte sich mit Telepathie und wird als "linkskatholischer Psychologe, Bundesheergegner und Autor von psycho-soziologischen Büchern" beschrieben. In seinem Werk "Die kastenlose Gesellschaft" propagiert er eine "Menschheitsintegration auf christlich-geschwisterlicher Basis".

Kunstsammeln, meint Daim, sei eine Möglichkeit, um sich gegen den sozialen Druck zu wehren. Seine Sammlung besteht vor allem aus Werken von Künstlern der Zwischenkriegszeit, Schwerpunkte bilden die sozialkritischen Maler Otto Rudolf Schatz und Franz Probst.

Service

Peter Diem: Wilfried Daim - Querdenker zwischen Rot und Schwarz, Edition Steinbauer, Wien 2011

Auswahl von Daims Werken:
Der Mann, der Hitler die Ideen gab, Isar, 1958
Untersuchungen über die für das Behalten günstige Form von Telephonnummern, Wien, Univ., Diss., 1948
Experimente mit der Seele, Moser, 1949
Handschrift und Existenz, Pustet 1950
Umwertung der Psychoanalyse, Herold, 1951
Tiefenpsychologie und Erlösung, 1954

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