100 Unterstützer um Androsch

Bildungsvolksbegehren wird konkret

Die Vorbereitungen zum Bildungsvolksbegehren gehen in die nächste Runde. Der Initiator Hannes Androsch schart im Wiener Museumsquartier mehr als 100 Unterstützer um sich, um inhaltliche Schwerpunkte des Volksbegehrens zu diskutieren.

Mittagsjournal, 10.01.2011

Breite Bildungsfront

Was er sich vom heutigen Treffen erwartet, bringt Elternvertreter Gerald Netzl, der Vorsitzende der Pflichtschulelternvereine, so auf den Punkt: es sollten sich die Nebel lichten und wichtige Pfeiler in der Bildungsdiskussion gesetzt werden.

120 Organisationen und Personen haben sich für das heutige Vorbereitungstreffen zum Bildungsvolksbegehren angekündigt. Vertreter von Schülern, Lehrern und Eltern genauso wie Studenten, Unternehmen, Hilfsorganisationen oder Erziehungswissenschafter. Zwar wird heute noch nicht der konkrete Text des Volksbegehrens ausgearbeitet, aber Schwerpunkte abgesteckt. Und bei so vielen Teilnehmern alle Forderungen und Begehrlichkeiten unter einen Hut zu bringen, wird wohl eine der schwierigsten Aufgaben für die Initiatoren.

Schilcher: Politik muss sich bewegen

Der ehemalige ÖVP-Politiker Bernd Schilcher hat die rund 50 eingelangten Bildungskonzepte schon vorab durchgesehen und zeigt sich überrascht, weil es das ganze politische Spektrum abdecke und trotzdem viele Übereinstimmungen habe.

Zum Beispiel in den Forderungen, dass schon im Kindergarten mit der Bildung Stichwort Sprache begonnen werden sollte, dass die Ganztagsschulen ausgebaut werden sollten oder dass die Unis mehr Geld bräuchten.

Das Volksbegehren an sich schätzt Bernd Schilcher wichtig ein, und zwar fast unabhängig davon, wie es letztendlich ausgeht: die Aufmerksamkeit, die es schon erreicht habe, werde Druck auf die Parteien ausüben. Wenn nichts geschehe, dann werde es bei der nächsten Wahl herbe Verluste geben. Der grauenvolle Stillstand in der Bildungspolitik sollte jetzt in Bewegung geraten, so Schilcher.

Schüler warten ab

Als Schülervertreter ist auch Bundesschulsprecher Philipp Pinter beim heutigen Treffen dabei. Ob er das Volksbegehren im Frühjahr aber auch wirklich unterschreiben wird, weiß er noch nicht, das hänge von der endgültigen Formulierung ab.

Knackpunkt gemeinsame Schule

Einer der strittigsten Punkte wird sein, ob die gemeinsame Schule der 10 bis 14-Jährigen explizit im Text gefordert werden soll. Vor allem ÖVP-nahe Unterstützer könnten damit ein Problem haben, zumal die ÖVP ja erst am Freitag ihr Bildungspapier präsentiert hat, ohne gemeinsame Schule, aber mit der Forderung, die Hauptschulen flächendeckend durch Neue Mittelschulen zu ersetzen.

Die ÖVP zeige immerhin Bewegung, freut sich der ehemalige Austria-Tabak-Direktor und Androsch-Freund Beppo Mauhart. Das Bildungsvolksbegehren ist deswegen aber sicher nicht obsolet, denn die neugewonnene Beweglichkeit der ÖVP werde jetzt dynamisiert.

Grüne überlegen Unterstützung

Die Bundessprecherin der Grünen, Eva Glawischnig, hat sich auch zur Bildungspolitischen Debatte zu Wort gemeldet. Sie kann sich auch eine offizielle Unterstützung ihrer Partei für das von Hannes Androsch initiierte Bildungs-Volksbegehren vorstellen. Das ÖVP-Bildungskonzept bezeichnete Glawischnig als rückwärtsgewandt. Es verschärfe die von allen Experten abgelehnte frühe Selektion durch eine Bildungsempfehlung am Ende der Volksschule weiter. Und es baue durch die geforderte sogenannte Mittlere Reife eine neue Bildungshürde auf.

Mittagsjournal, 10.01.2011

Eva Glawischnig zum Bildungsvolksbegehren