Österreicher über 32 Millionen gespendet

Hilfe für Haiti aus Österreich

Der Wiederaufbau in Haiti geht nur sehr langsam voran. Politisches Chaos und katastrophale hygienische Bedingungen erschweren die Hilfe. Dennoch haben die Betroffenen Unterstützung von außen dringend nötig. Allein die Österreicher haben über 32 Millionen Euro gespendet. Knapp die Hälfte dieser Summe erhielt die Aktion Nachbar in Not. Ein Drittel des Geldes wurde bisher in Akuthilfe investiert.

Mittagsjournal, 12.01.2011

Jede Hilfe ist doppelt so schwer

"Man kann nur Pflaster picken", so umschreibt Max Santner die Situation in Haiti. Santner leitet die internationale Hilfe beim Österreichischen Roten Kreuz. Polizei, Gericht, Gesetzgebung, das alles funktioniert in Haiti nicht, sagt Santner. Jede Hilfe ist deshalb doppelt schwer. Um die Cholera einzudämmen, werden Dorfbewohner in Hygiene geschult. Trinkwasser muss nach wie vor aufbereitet werden, sagt Santner: "Flächendeckend ist die Versorgung nicht gewährleistet. Das ist von der Dimension nicht möglich. Wir, das Rote Kreuz, können Trinkwasser für 150.000 Menschen zur Verfügung stellen, aber das ist natürlich nur ein geringer Teil."

Riesige Slums

800.000 Menschen leben noch immer in Camps, sagt Nachbar in Not-Vorstand Christoph Petrik-Schweifer von der Caritas. Es gibt riesige Slums. Bricht eine Krankheit aus, ist die Ansteckungsgefahr enorm, sagt Petrik-Schweifer: "Der Choleraausbruch im Herbst hat die Hilfe und den Wiederaufbau enorm verlangsamt. Wir von der Caritas haben unsere Ressourcen, unsere Energien umleiten müssen, um die Katastrophe in der Katastrophe zu bekämpfen."

Papiere verschwunden

Besonders schwierig wird der Wiederaufbau in vielen Regionen, weil nicht klar ist, wem überhaupt Land gehört, sagt Max Santner vom Roten Kreuz: "Die ganzen Papiere sind verschwunden, während des Erdbebens kaputt gegangen."

Wiederaufbau-Projekte

Dort wo private Hilfsorganisationen im Einsatz sind, folgen nun nach und nach die ersten Wiederaufbau-Projekte, sagt Santner: "Bei dem Wiederaufbauprojekt geht es darum, dass wir 3.000 Familien helfen, das sind etwa 15.000 Menschen. Da geht es um den Aufbau von kleineren Häusern und um die Wasserversorgung in diesen Häusern. Zusätzlich geht es dabei um kommunale Einrichtungen in Dörfern in der Nähe der Hauptstadt."

Spenden verteilt

Die Spenden von Nachbar in Not-Haiti sind bereits alle auf Projekte verteilt. Ein Drittel wurde für die Nothilfe ausgegeben. Der Rest des Geldes wird nun in den Wiederaufbau investiert, sagt Petrik-Schweifer von der Caritas: "Was wir auch machen sind Investitionen im Schul- und Bildungsbereich. Da ist es schon gelungen den Schulbetrieb für viele Kinder wieder sicher zu stellen. Das ist erstens eine Frage der Zukunftssicherung der Kinder und zweitens war es uns wichtig für die Kinder möglichst rasch ein Stück Normalität herzustellen."

Die Erwachsenen arbeiten beim Wiederaufbau mit und erhalten dafür eine geringe Bezahlung. Und auch in der Landwirtschaft werden neue Aussaatprojekte gestartet, damit die Menschen in Zukunft wieder aus eigener Kraft auf eigenen Beinen stehen können.