Mitterlehner lehnt Alleingang ab

Importverbot von Atomstrom

Österreich soll ab 2014 unabhängig von Atomstromimporten sein. Darauf hat sich die Regierung festgelegt. Umweltschützer drängen aber auf ein generelles Importverbot von Atomstrom. Wirtschaftsminister Mitterlehner (ÖVP) schließt allerdings einen Alleingang Österreichs in dieser Frage aus.

Morgenjournal, 17.12.2011

Sechs Prozent Atomstrom

Auch wenn in Österreich kein einziges Atomkraftwerk steht, fließt durchschnittlich sechs Prozent Atomstrom durch die heimischen Leitungen. Von den Energieversorgern wird er über Strombörsen angekauft und scheint in den Stromrechnungen dann als "Strom unbekannter Herkunft" - sogenannter Graustrom - auf. Das sollte künftig durch eine Gesetzesänderung verhindert werden, fordert Reinhard Uhrig, Energieexperte der Umweltschutzorganisation Global 2000.

Import ganz verbieten

Die Energieversorger dürften dann nur noch Strom mit Herkunftszertifikat anbieten, der allerdings teuer als Atomstrom ist. Die zusätzlichen Kosten dafür wären mit durchschnittlich 2,30 Euro pro Haushalt und Jahr aber gering, rechnet Global 2000 vor. Und bezieht sich dabei auf Zahlen der E-Control und der Statistik Austria.

Darüber hinaus fordern die Umweltschützer, dass Österreich den Import von Atomstrom grundsätzlich verbietet. Das würde nicht nur einen Impuls für das europäische Energiesystem bedeuten, sondern auch neue Kraftwerksprojekte bremsen, sagt Global 2000-Experte Uhrig.

Mitterlehner gegen Alleingang

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner ist gegen ein Vorpreschen Österreichs und will gemeinsam mit Deutschland vorgehen, das ja bis 2022 aus der Atomenergie aussteigen will.

Ziel sei eine europaweite Kennzeichnung von Atomstrom, sagt Mitterlehner, denn sonst wären die Kosten für Österreich zu hoch.

Darüber hinaus müsse geklärt werden, ob ein Importverbot von Atomstrom dem EU-Recht widersprechen würde, gibt der Wirtschaftsminister zu bedenken. An einem Gutachten dazu wird gerade gearbeitet.