Nordkorea: Armeechef entlassen

In Nordkorea zeichnet sich ein Führungskampf ab: Der bisher mächtige Armeechef wurde offiziell aus Krankheitsgründen entlassen, politische Beobachter vermuten jedoch eine Verschiebung der Machtbalance in Nordkorea.

Morgenjournal, 16.7.2012

Vorgeschobene Gründe

Ri-Yong-Ho war einer der mächtigsten Männer Nordkoreas, Chef der Armee, Vize der zentralen Militärkommission und Mitglied im Präsidium des Politbüros der Kommunistischen Partei. Er war ein Vertrauter von Kim Jong Il, dem langjährigen Führer Nordkoreas, der im Dezember gestorben ist. Sein Sohn Kim Jong Un könnte den Armeechef jetzt entlassen haben, wird spekuliert. Denn der General ist zwar 70 Jahre alt, erfreut sich offenbar aber bester Gesundheit. Und so zweifeln viele an der offiziellen Version, wonach der Armeechef aus Gesundheitsgründen seine Ämter niedergelegt hat.

Spekulationen von Analysten

Staatsführer Kim Jong Un könnte mit diesem Schachzug versuchen, seine Macht, vor allem aber auch die Kontrolle über das einflussreiche Militär, weiter abzusichern. Im April hatte Kim Jong Un auffallend viele junge Parteikader, die meisten mit einer wirtschaftlichen Ausbildung, in hohe Ämter befördert - was manche als ein Signal einer möglichen Reformbereitschaft des neuen Führers Nordkoreas gewertet haben. Auch dass jüngst auf einmal die Läden in der Hauptstadt Pyöngyang länger geöffnet haben und Kim Jong Un im staatlichen Fernsehen als Gast einer Bühnenshow zu sehen war, bei der berühmte Comicfiguren aus den USA wie Micky Mouse gezeigt wurden, all das beschäftigt Nordkorea-Analysten. Was und ob dies irgendetwas zu bedeuten hat, bleibt offen. Denn eines hat sich nicht geändert: Das stalinistische Land bleibt völlig abgeschottet. Und unabhängige Informationen gibt es kaum.