Übersicht Zwischen Trümmern und Neubeginn

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Sogar auf die Gräber fielen Bomben
Frau Freudenthaler, Jg. 1935
Ich lese Ihnen von meiner Cousine, Viktoria Blasl, vor. Sie schreibt als Überschrift: „Sogar auf die Gräber fielen Bomben“. „Meine Eltern wohnten in Linz in der Altstadt. Am zwölften Februar 45 gingen sie das Heulen der Sirene in den eigenen Keller. Doch da kam der Luftschutzwart und sagte zu ihnen, sie solle lieber in das gegenüberliegende, stärkere Haus kommen. Sie liefen mit. Doch Bomben fielen bereits, als sie in das Vorhaus kamen. Sie wurden verschüttet. Mit einem Schlag verlor sie Vater und Mutter. Die Mutter fand man nach drei Tagen auf einem Leiterwagen liegend. Den Vater fand man erst nach drei Wochen unter dem Schutt, als die Todesursache der Eltern kam, konnte ich nicht per Bahn nach Linz fahren von Enns. So ging ich in die Ennser Kaserne und fragte, ob mich ein Militärauto mitnehmen könnte. Nach langem Reden nahm mich eines mit. Dann konnte ich mit meiner Schwester alles weitere besprechen. DieToten dieses Viertels der letzten Nacht waren im Turnsaal der Raimundschule...
weiterlesenFrauen, Mütter, Kinder Oberösterreich 23. Mai 2025
Hamstern in der Nachkriegszeit
Frau Liegl, Jg. 1937
Es waren hauptsächlich Mütter, die damals Essen auftrieben. Sie packten Hausrat in Rucksäcke und zogen alleine oder zu zweit los. Viele Männer waren noch nicht vom Krieg zurück oder hatten keine Arbeit und es gab nur Essen mit Lebensmittelkarten. Sie versuchten ihr Glück bei Bauern, um eventuell etwas Fleisch oder Obst für die Kinder heim zu bringen. Manchmal waren eine Bekannte und meine Mutter auch länger aus und halfen bei den Bauern mit für Kost und Quartier. Es gab kein Telefon, also musste meine Großmutter auf uns aufpassen und aus fast nichts Essen machen, bis endlich der Rucksack am Küchentisch landete. 1946 bekam ich als unterernährte Schulkind von der Volkshilfe einen Erholungsurlaub in der Steiermark. Meine Pflegeeltern hatten ein Gasthaus. Dorthin wanderte meine Mutter auch immer tagelang und blieb für einige Tage. Ich war dort zwei Monate und besuchte die dritte Klasse Volksschule, obwohl der Aufenthalt über die Volkshilfe nur sechs Wochen galt. Die Pflegeeltern bes...
weiterlesenFrauen, Mütter, Kinder Niederösterreich 22. Mai 2025
Ein Kilo Zucker zu viel
Herr König, Jg. 1938
Wie das aus war, ist von der Gemeinde eine Gruppe gekommen, paritätisch zusammengesetzt aus den drei Parteien, und haben geschaut, ob wir Lebensmittel gehortet haben. Meine Mutter hat drei oder vier Kilo Zucker gehabt und da waren zwei da und der eine hat gesagt: „Das ist ja viel zu viel, was sie da haben“. Also eine Familie mit 5 Personen. Und hat darauf bestanden, dass ihr ein Kilo Zucker weggenommen wird. Und ein Zweiter, das war der Kommunist interessanterweise, sagt: „Geh lass doch der Frau den Zucker.“ Ich weiß die Namen auch, aber die sage ich lieber nicht. Meine Mutter hat sich vor dem niedergekniet und hat ihn angefleht, den Kilo Zucker zu lassen. Und der hat darauf bestanden, dass er weggenommen wird. Und ich habe mir damals vorgenommen, den bring ich um. Das ist bis heute bei mir noch drinnen. Er ist dann von selber gestorben. Die Sache war also überflüssig.
weiterlesenFrauen, Mütter, Kinder Niederösterreich 20. Mai 2025
Braunschweiger Wurstradlmomente
Horst Stadler, Jg. 1945
Ich bin im Februar 45 geboren und ab 1955 im Almtal in die Schule gegangen und hab vom Krieg natürlich nichts mehr mitbekommen. Was ich aber mitbekommen habe, ist folgendes: Wir sind in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Ich bin aber jeden Tag satt geworden, weil wir haben einen Bauernhof in der Nähe gehabt, wir haben im Bauernhof gewohnt, also, ich hab genug Wasser gehabt und zum Essen, aber: wir haben natürlich ein ganzes Woche kein Fleisch bekommen. Und am Sonntag hat´s ein altes Hendl gegeben, das hat´s am nächsten Sonntag noch einmal gegeben, weil das hat länger gehalten, und am Samstag am Abend hat es etwas gegeben, was einmalig war und zwar hat´s am Abend für uns Kinder a Braunschweiger gegeben, und zwar aufgeschnitten in dünne Radln und die haben wir aufs Brot gelegt. Und da weiß ich heut noch, wie ich damals als kleiner Bub mit der Zunge allweil die Braunschweiger Radln vor mich hingeschoben hab übers Brot, und ganz zum Schluss, wenn das Brot fertig war, hab ich dann di...
weiterlesenFrauen, Mütter, Kinder Oberösterreich 20. Mai 2025
Über den Hohen Göll zu den deutschen Großeltern
Frau Seebacher, Jg. 1940
Ich leb hier in Braunau, also in Ranshofen. Braunau ist ja die Geburtsstadt Hitlers. Ich bin Jahrgang 40 und mein Bruder 42 und unser Vater stammte aus Westfalen und ist aber, als ich drei Jahre alt war, im Krieg gefallen. Meine Mutter hat dann nochmal geheiratet und wir hatten eine kleine Schwester, die war noch ein Baby und wir sollten die Ferien bei unseren Großeltern in Westfalen verbringen. Aber unsere Brücken waren ja gesprengt in Braunau. Und es gab keine Möglichkeit, nach Deutschland zu kommen. Auch nicht über die Staustufe ungefähr zehn Kilometer von hier weg, was meine Mutter alles versucht hat. Und so sind wir auf die Idee gekommen, nach Salzburg bzw. Hallein zu fahren. Mein Stiefvater und meine Großmutter haben uns begleitet, weil meine Mutter hatte ja das Baby. Und wir fuhren dort und gingen unter den Hohen Göll, da gab es eine Hütte genau an der Grenze. Und ich glaube, das war das Purtschellerhaus. Und da haben sich viele Menschen getroffen. Und von der anderen Seite ...
weiterlesenFrauen, Mütter, Kinder Oberösterreich 20. Mai 2025
Wodka auf Ex trinken rettete Cousine
Udo Saldow, Jg. 1929
Ich war 16 Jahre bei Kriegsende. Ich war, wie Alle, ein strammer, kleiner Hitlerjunge, das musste man ja sein, das war verpflichtend. Und es war auch nicht unlustig für uns. Wir waren nicht von Politik beleckt, nur von, wie sich dann herausgestellt hat, leerem Patriotismus. Und so gingen die letzten Tage des Krieges im Chaos und als eigentlich von uns empfundenes Abenteuer zu Ende. Mir fällt ein, dass zum Beispiel in der Wohnung meiner Großmutter zwei sowjetische Offiziere einquartiert waren, die sehr höflich und nett waren. Und ich hatte eine hübsche Cousine, etwas älter als ich. Sie war mal zu Besuch und die beiden Offiziere wollten sich diese Cousine aneignen und versuchten das damit uns betrunken zu machen. Also nicht mit Gewalt. Und ich erinnere mich, ohne je Alkohol getrunken zu haben, habe ich dann aus Wassergläsern den Wodka für meine Großmutter, für meine Cousine oder mich Ex getrunken. Und die Reaktion der Offiziere war überraschend. Sie haben mir Beifall geklatscht. Und...
weiterlesenFrauen, Mütter, Kinder Wien 20. Mai 2025
Zeitzeugenberichte im Buch „Jugend unter Hitler“
Maria Grabner
Ich habe vor drei Jahren ein Buch über 25 Zeitzeugenberichte herausgegeben: die Interviewpartner:innen waren damals Jugendliche, deshalb heißt mein Buch auch „Jugend unter Hitler“. Sie haben den Krieg und Nachkriegszeit mitgemacht, sehr berührende Geschichten. Grabner, Maria / Watteck, Marina C. Jugend unter Hitler. Menschenschicksale im Dritten Reich – Zeitzeugen berichten. Kralverlag, 2021 Das ist im Kral-Verlag 2021 herausgekommen. Ich bin so froh, dass ich das gemacht hab und auch befreiend für die Menschen, dass sie das für die nachfolgenden Generationen erzählen konnten. Die Geschichten spielen in Wien, Niederösterreich, dem Burgenland und Kärnten. Eine Dame erzählt vom Todesmarsch in Brünn.
weiterlesenFrauen, Mütter, Kinder Wien 19. Mai 2025
(Kein) Wodka für den russischen Offizier
Frau Ganglbauer, Jg. 1941
Die Russen waren in der Kaserne Wetzelsdorf untergebracht, dort sind sie durch die Straßen und es herrschte eine fürchterliche Angst. Vor allem die Frauen fürchteten sich, weil sie oft vergewaltigt wurden. Meine Mutter wurde in der Frauengassen ausgebombt, sie lebte deshalb bei ihren Eltern in Wetzelsdorf. Die Frauen haben sich alt und arm angezogen, die Tochter am Dachboden versteckt. Eines Tages kam einer, dessen Uniform vermuten ließ, dass er einen höheren Rang innehatte. Er ging ins Haus hinein, setzte sich in die Küche, meine Großmutter und mein Großvater, der pensionierter Revieroberinspektor war, meine Mutter und ich drückten uns an die Wand. Er saß da, schlug mit der Faust auf den Tisch und brüllte „Wodka, Wodka“! Meine Großmutter und Mutter sagten immer wieder, sie hätten keinen, er wiederum brüllte wieder „Wodka“! Ich dachte mir, dass das komisch war, geh dann mit einem Glas zum Wasserhahn, fülle es mit Wasser und stelle es vor ihn hin. Er hat so zu lachen begonnen, schall...
weiterlesenFrauen, Mütter, Kinder Steiermark 19. Mai 2025
Die Suche nach meinem russischen Vater
Eleonore Dupuis
St. Pölten war damals russisch, eigentlich sowjetisch, besetzt. Ich habe nur gute Erinnerungen daran. Unter unserer Wohnung waren fünf russische Offiziere einquartiert. Sie haben meiner Schwester und mir immer Süßigkeiten und kleine Geschenke gebracht. Dazu muss ich sagen, dass ich nicht gewusst habe, dass ich die Tochter eines russischen Soldaten bin. Erst als die Besatzung im Oktober 1955 abgezogen ist, hat mir meine Mutter gesagt: "Dein Vater ist ein Russe“. Weil ich so gute Erinnerungen gehabt habe, war ich froh und stolz, ein Russenkind zu sein. Ich bin nie diskriminiert worden. Nur leider Gottes, es ist so wenig bekannt, dass ich mit 79 Jahren noch immer die Spur meines Vaters suche. Ich fahre auch immer wieder nach Russland. Meine Freunde dort helfen mir dabei. Ich hätte schon so viele mögliche Väter gehabt, aber die waren es dann doch nicht.
weiterlesenFrauen, Mütter, Kinder Niederösterreich 19. Mai 2025
Meine Begegnung mit befreiten KZlern
Frau Loidl
Das Allerprägendste für mich war, als die entlassenen KZler, die noch gehen konnten, einmal bei uns durch Neukirchen durchgegangen sind, drei KZler noch in den gestreiften Häftlingsanzügen. Es war ein sehr schöner Frühlingstag 1945, wir sind draußen gesessen. Da sind sie zu uns hergekommen und haben uns in gebrochenem Deutsch gefragt, ob sie hier richtig sind - das dürften Italiener gewesen sein, weil sie Richtung Attersee wollten. Und sie haben uns gebeten, ob wir ein bisschen was zu essen hätten. Meine Mama und meine Oma, die sonst nicht die Freigiebigste war, haben alles zusammengesucht an Brot und gekochten Kartoffeln, daran erinnere ich mich sehr genau. Ich habe noch nie in meinem Leben so etwas gesehen - Menschen, die nur mehr Haut und Knochen sind.
weiterlesenFrauen, Mütter, Kinder Oberösterreich 15. Mai 2025
Mit 11 Jahren war ich "Das Neukirchner Tagblatt"
Fr. Loidl
Schwarzsender gehört und vom KZ erfahren: Die Schule war schon Anfang März 1945 zu Ende, lange Ferien also. Ich war damals 11 Jahre alt. In dieser Zeit haben wir die ersten Informationen über das KZ-Nebenlager Ebensee bekommen, durch ein Flüchtlingsmädchen aus Schlesien, die bei uns einquartiert war und ins Lager arbeitsverpflichtet worden ist. Sie ist ganz aufgeregt zurückgekommen, obwohl sie gar nicht so viel zu sehen bekommen hat, weil sie ja im Büro war. Trotzdem: es hat genügt, um uns alle in helle Aufregung zu versetzen. Wir hatten davor nichts mitbekommen von den Lagern. Ab da war meine Mutter ganz, ganz streng, denn damals waren im Stadl meiner Großmutter schon Volkssturmmänner aus Wien einquartiert. Die haben die Frequenz eines Schwarzsenders im Radio gehabt - und die haben mich animiert, den zu hören. Meine Mutter hatte Angst, dass uns jemand anzeigt, aber ich habe gesagt: Wer soll denn uns hören? Ich drehe ja eh ganz leise. Ich habe immer diesen englischen Schwa...
weiterlesenFrauen, Mütter, Kinder Oberösterreich 15. Mai 2025
"Wir haben das nicht gewusst"
Herr Scheibenreiter
Herr Scheibenreiter über Geschichtslügen
weiterlesenFrauen, Mütter, Kinder Wien 14. Mai 2025
Frauen, Mütter, Kinder Wien 14. Mai 2025
Mein erster Russe - Liebe auf den ersten Blick
Erika Nigl
Erika Nigl begrüßt freudig den ersten Russen im Keller
weiterlesenFrauen, Mütter, Kinder Wien 14. Mai 2025
Der "Picknickkorb" der Russen
Erika Nigl
Erika Nigl erinnert sich an Hilfe von den Russen 1945
weiterlesenFrauen, Mütter, Kinder Wien 14. Mai 2025