Besatzungszeit in Baden und Abzug der Russen 1955

Brigitte Scharinger

Arbeit bekamen nur Mitglieder der kommunistischen Partei; bei den Wahlen wagte niemand, in die Wahlkabine zu gehen, weil der Betriebsrat klar machte, was er von einer geheimen Wahl hielt. Der Abzug der letzten Soldaten verlief völlig unspektakulär.

Baden war, als ich mit 5 Jahren 1947 dorthin kam, von den Russen besetzt und es befand sich dort das Hauptquartier der russischen Besatzungsmacht. Die Menschen hatten Angst vor den Besatzern und diese Angst war auch für so ein kleines Kind für mich einfach spürbar. Viele der schönen, alten Villen, waren von Russen besetzt und die ursprünglichen Bewohner hatten Glück, wenn sie in 1 Zimmer bleiben konnten und nicht einfach rausgeschmissen wurden. Mein kindliches Verständnis der Welt war einfach: „Es gibt Russen und Österreicher und die Österreicher müssen tun, was die Russen wollen.“ Die Angst vor den Russen war immer da – vor Kindern wurde über Politik nicht gesprochen, zu groß waren die Ängste, dass man sie in der Schule ausfragen konnte. Arbeit gab es nur, wenn man Mitglied in der kommunistischen Partei war. Dann musste man auch die Zeitung „Volksstimme“ abonnieren. Zum Kassieren der Abo-Gebühr wurde ein Parteimitglied verpflichtet und man konnte nie wissen, ob dieser Kass...

weiterlesen

Besatzungsmächte Niederösterreich 25. April 2025

Der Russe, der gerne eine Freundin gehabt hätte

Gilda P., Jg. 1929

Die Propaganda gegen die Russen war sehr hart im Vergleich zu dem, was wir dann erlebt haben. Die Russenzeit war insofern die mieseste Zeit in der ganzen Besatzung, weil es nichts zu essen gab. Die Russen haben uns eingesalzenen Speck gegeben. Aber das konnten wir nicht essen. Sonst haben wir von den Russen nichts bekommen, weil sie ja auch rationiert waren. Ich erinnere mich, da war mal ein russischer Offizier, der wollte unbedingt eine Freundin haben, zum Beispiel mich hätte er haben wollen. Aber eine liebe Freundin hat sich vor mich gestellt. Die haben sehr viel herumgekaspert. Das war so lustig. Er hat mit ihr verhandelt um mich, aber sie hat ihm gesagt: die ist viel zu jung, da machen wir nix. Ich war damals 16. Und dann ist er weg. Ich hab damals noch absolut nix wissen wollen von Männern.

weiterlesen

Besatzungsmächte Steiermark 25. April 2025

Erzählungen meiner Großmutter

Elisabeth Blaickner

Meine Großmutter, geb. 1913, erzählte mir in den frühen 70ern vom Krieg und danach

Erinnerungen an Aussagen meiner Großmutter aus dem Krieg und der Zeit nachher Meine Großmutter, geb. 1913, wohnhaft in Friedberg, Steiermark, erzählte mir, dass ihr 1944 zweitgeborenes Kind, mein Onkel, als Baby keine Zucker kannte. Das „Flaschi“ wurde nur mit Milch zubereitet. Als es dann nach Kriegsende – ich weiß nicht ab wann, aber es muss bald gewesen sein, weil mein Onkel das Flaschi noch bekam - wieder Zucker gab und sie sein Flaschi süßte, lehnte er es ab, weil er den Zucker nicht kannte und dessen Geschmack nicht mochte. Mir kam das als Kind in den 70ern wie eine furchtbare Entbehrung vor, dass man keine gezuckerten Sachen essen und trinken konnte, damals gab es noch kein Bewusstsein über die Gefahren von Zucker. Mein Onkel hat mir entsetzlich leidgetan. An diese Worte meiner Großmutter und ihrer älteren Schwester kann ich mich auch noch gut erinnern: „Als die Russen kamen, habe wir jede ein Kind genommen und fest mit beiden Armen an die Brust gedrückt, damit sie uns...

weiterlesen

Besatzungsmächte Steiermark 24. April 2025

1945: Wollna kaputt

Karl Graf

Aus dem Stotzinger Geschichtenbuch 1997, Verfasser Karl Graf. 1 Jahr lang alte Leute befragt, die heute vielfach nicht mehr leben.

weiterlesen
Kopie aus dem Stotzinger Geschichtenbuch

Besatzungsmächte Burgenland 23. April 2025

2. Teil: Kriegsende mit russischer Besatzungsmacht

Illi-2

Auszuge aus der Geschichte meiner Familie, die ich als Zeitzeuge (geboren 1933) für meine Kinder und Enkel geschrieben habe, um die Lebensumstände in früheren Zeiten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Teil 2.

Das Kriegsende war eine gravierende Änderung. Ich kannte zuvor nichts anderes als das SN-Regime und ganz plötzlich war ich kein Hitlerjunge (Pimpf) mehr. Total ungewohnt und mir deshalb schwerfallend, war zum Beispiel die erforderliche andere Art des Grüßens, statt des alleinigen „Heil Hitler“ nun „Grüß Gott“, „Guten Morgen“ bzw. „Guten Abend“ oder sogar „Küss die Hand“! So passierte einem zum Beispiel oft noch lange, dass beim Eintritt des Lehrers in die Schulklasse automatisch die rechte Hand in die Höhe schnellte, so wie es einem jahrelang beigebracht wurde. Man spürte eine allgemeine Veränderung der Stimmungslage, einerseits Freude, dass der Krieg zu Ende ist, andererseits aber Besorgnis, wie die Zukunft unter den Besatzungsmächten sein wird. Denn eine Verbesserung der Lebensumstände zeigte sich nicht, im Gegenteil, der Mangel an allem war noch gravierender. In meiner Erinnerung waren die nächsten zwei Jahre die härtesten, die ich erlebt habe. Wir Kinder mussten ...

weiterlesen

Besatzungsmächte Steiermark 22. April 2025

Erste Begegnung mit einem schwarzen Menschen

Franz Rüdisser, Jahrgang 1940

Es waren ein paar Wochen vor meinem fünften Geburtstag. Da hatten die Franzosen, die Marokkaner Hohenems erreicht. Eine ganze Reihe von Panzern kam durch die Bahnhofstraße herunter. Plötzlich wurden die Panzerhauben nach oben geschoben. Die Köpfe von Soldaten zeigten sich, winkten, zeigten, wir sollten herankommen. Einige mutige Buben aus der Nachbarschaft kletterten auf die gegenüberliegende Gartenmauer. Und die Soldaten gaben ihnen dann etwas, ich weiß nicht mehr, waren es Kekse, war es Schokolade? Und zum Schrecken meiner Mutter rannte ich selber auch los. Kletterte auf diese Gartenmauer, streckte meine Hand aus und ich weiß es heute noch, plötzlich ein lautes Gerassel. Die Panzerhauben schlossen sich wieder. Ich rannte so schnell ich konnte zurück in unseren Keller. Aber Tage später habe ich dann doch noch etwas bekommen. Meine Mutter hat nach mir gerufen, ich solle heimkommen es ,wird dunkel, und sie haben mich gesucht, aber nicht gefunden. Sie kam wahrscheinlich fast in Pa...

weiterlesen

Besatzungsmächte Vorarlberg 22. April 2025

Das Sterben des 15-jährigen Bruders

Inge Ungerböck, Jahrgang 1939

Mein Bruder war 15 Jahre alt. Er ist bei einem Bombenangriff am 21. Februar 1945 in der Kirche Maria vom Berge Karmel verschüttet worden und hat vermutlich innere Verletzungen gehabt. Am 12. April 1945 ist er gestorben in unserer Wohnung, dort waren zu der Zeit auch 20, 25 Russen. Mein Bruder hat gut Klavier gespielt. Er hat ihnen noch alles Mögliche vorgespielt. Die haben auf unserem Flügel getanzt und den Vodka reingeschüttet. Die Schwägerin von meiner Mama hat dann wenigstens die Möglichkeit gefunden, dass mein Bruder bei uns in der Wohnung sterben hat können, dass die Russen dann doch raus sind. Auf einem Leiterwagerl ist er dann auf den Friedhof geführt worden, meine Mama und meine Tante haben selber das Grab ausgehoben. (..) Aber einer der Russen war sehr lieb zu mir, der hat ein bisschen Deutsch gesprochen. Ich hab einen angeborenen Grauen Star, bin also fast blind und hatte dicke Augengläser. Und der Russe hat den Leuten gesagt, sie sollen mir nicht meine Augengläser...

weiterlesen

Besatzungsmächte Wien 21. April 2025

Eierspeise mit weinendem russischen Soldaten

Gertrud Grinschgl, Jahrgang 1936

Meine Mutter war eine junge Witwe mit uns drei Kindern. Wir mussten flüchten zu meinem Großvater nach Stambach. Und einen Tag später, da waren die Russen in diesem Gebiet. Da haben sie eine Flak aufgestellt beim Haus vom Großvater. Und da wurde hin- und hergeschossen mit den Amerikanern, die in Lafnitz waren. Das ist auch ein Dorf, fünf Kilometer von Grafendorf weg. Am nächsten Tag, wo ich mich sehr gut erinnern kann, sind von Schloss Reitenau Soldaten übern Bach herübergekommen, mit Stiefeln und Kübeln in der Hand. Da hatten sie aufgeschlagene Eier drinnen. Mein Großvater musste den Ofen einheizen, und da haben sie Eierspeise daraus gemacht. Und ich kann mich gut erinnern, uns Kinder hatten sie auch mit am Tisch und haben uns auch Eierspeise zum Essen gegeben. Mein kleiner Bruder war damals vier, fünf Jahre alt, und da hat ein junger russischer Soldat meinen Bruder in den Arm genommen und hat zu weinen angefangen. Wir haben das dann so verstanden, er hat zu Hause auch so einen ...

weiterlesen

Besatzungsmächte Steiermark 20. April 2025

Befreiung durch einen traumatisierten Russen

Herbert Izbicki

Herbert Izbickis Großmutter berichtet von der Befreiung 1945

weiterlesen

Besatzungsmächte Niederösterreich 19. April 2025

Als Kind mit russ. Major im offenen Jeep gefahren

Dietrich Hardouin, Jahrgang 1941

1945 oder Anfang 1946 haben mich meine Eltern als Baby zur Sicherheit vor den Russen, aus Angst, zu meiner Großtante und Großonkel nach Waidhofen an der Ybbs gebracht. Sie haben mich verschickt mit einem LKW. Ich wurde dort bei Tante und Onkel in der Herrschaftsvilla untergebracht, einem wunderschönen großen Haus. Das wurde wenige Tage oder Wochen nachher von den Russen besetzt. Ein russischer Major hat Onkel und Tante, inklusive mich im unteren Bereich des Hauses untergebracht, weil er oben seine Residenz und seine Kommandantur eingerichtet hat. Mein Onkel war General, aus der Wehrmacht 1943 aus Altersgründen entlassen. Seine ganzen Orden hatte er versteckt am Dachboden, mit allem, was er noch aus der Nazi-Zeit hatte und was auf seine Generalität hätte schließen lassen. Der wirkliche Rang meines Onkels in der Wehrmacht wurde dann irgendwie entdeckt. Der russische Major hat aber keine Ressentiments gehabt; sondern er hat seinen Adjutanten sofort meinem Onkel zur Verfügung gestel...

weiterlesen

Besatzungsmächte Niederösterreich 18. April 2025

Unsere erste Orange

Helene Watzka

Meine kleine Schwester hat von den Soldaten bei der Stiftskaserne einen orangen Ball geschenkt bekommen. Sie war in der 1. Klasse Volksschule, sie hat es der Frau Lehrerin gezeigt und hat gesagt: Ich habe einen Ball geschenkt bekommen. Und da hat die gesagt: Das ist kein Ball, das ist eine Orange, und die kann man essen. - Und ich habe mir gedacht, das ist einmal was Nettes, was man auch erzählen kann.

weiterlesen

Besatzungsmächte Wien 18. April 2025

Die unbesiegbaren Russen

Franz Schindl

Franz Schindl, Jg. 1931, spielt Schach mit russischen Kollegen

weiterlesen

Besatzungsmächte Wien 15. April 2025

Der Blick nach vorne

Franz Schindl

Franz Schindl erinnert sich an den Optimismus 1945

weiterlesen

Besatzungsmächte Wien 15. April 2025

Vertreibung aus der Tschechoslowakei 1945

Franz Schindl

Ein Sowjetoffizier rettet dem 14jährigen Franz Schindl das Leben

weiterlesen

Besatzungsmächte Wien 15. April 2025

Badevergnügen mit russischen Soldaten

Krista Grünwald

Krista Grünwald fährt mit russischen Soldaten an die Donau

weiterlesen

Besatzungsmächte Wien 15. April 2025