
Energische Mutter verscheuchte Russen
Herr König, Jg. 1938
Meine Mutter war verwitwet und nochmal verheiratet. Ende des Krieges habe ich zwei Geschwister gehabt, eines 2 Jahre, eines 1 Jahr alt, und die Russen sind gekommen. Wir haben ein Haus in Klosterneuburg gehabt, sie sind ins Haus gekommen, die Soldaten, zu den Kindern waren sie wirklich sehr lieb. Wir haben Zuckerl gekriegt, woher sie die Zuckerl gehabt haben, weiß ich nicht. Wir waren eigentlich eher angetan von ihnen. Sie sind leider Gottes am Nachmittag oder am Abend auch gekommen und da sind ja versteckt worden. Und meine Mutter war in diesem Haus, wo wir waren, waren fünf Frauen und kein einziger Mann. Und der einzige Mann war meine Mutter. Und wenn die gekommen sind, hat sie das Fenster aufgerissen. 200 Meter von uns war eine Kommandostelle in der Hauptstraße unten und hat gebrüllt, was gegangen ist, hat einem Unteroffizier alle Ehre gemacht: „ Die Russen sind da!“ und „Kommandatura“. Und tatsächlich sind in den meisten Fällen Minuten nachher ist ein Wagen gekommen und hat die...
weiterlesensonstiges Niederösterreich 20. Mai 2025
Erste Zweifel am Nazisystem durch eine „Verrückte“
Herr König, Jg. 1938
Knapp vor Ende des Zweiten Weltkrieges, ich war sieben Jahre und begeistert, wenn die Soldaten herumgelaufen sind mit rotem oder blauem Band obendrauf. Die Alten haben das gestärkt: „Das sind diejenigen, die uns vor den Russen beschützen.“ Meine Sicht damals war, die waren immer sehr lieb zu uns. Eines Tages lauft die Skallgasse eine circa 25-jährige Frau herunter, den Namen weiß ich heute noch. Sie hieß Kriegl und hat fast unartikulierte Sachen vor sich geschrien. Im wahrsten Sinn des Wortes. Und alle haben gesagt, die spinnt. Und ich bin draufgekommen, die war in Mauthausen und hat gesehen, dass ihr Verlobter auf der Steinstiege, der bekannten, also praktisch zu Tode gebracht wurde und wollte das irgendjemandem mitteilen. Und damals, mit meiner sieben Jahren, ist mir gekommen der Gedanke, da muss in dem System was falsch sein. Und da sind erste Zweifel bei mir gewachsen.
weiterlesensonstiges Niederösterreich 20. Mai 2025
Zeitzeugenberichte im Buch „Jugend unter Hitler“
Maria Grabner
Ich habe vor drei Jahren ein Buch über 25 Zeitzeugenberichte herausgegeben: die Interviewpartner:innen waren damals Jugendliche, deshalb heißt mein Buch auch „Jugend unter Hitler“. Sie haben den Krieg und Nachkriegszeit mitgemacht, sehr berührende Geschichten. Grabner, Maria / Watteck, Marina C. Jugend unter Hitler. Menschenschicksale im Dritten Reich – Zeitzeugen berichten. Kralverlag, 2021 Das ist im Kral-Verlag 2021 herausgekommen. Ich bin so froh, dass ich das gemacht hab und auch befreiend für die Menschen, dass sie das für die nachfolgenden Generationen erzählen konnten. Die Geschichten spielen in Wien, Niederösterreich, dem Burgenland und Kärnten. Eine Dame erzählt vom Todesmarsch in Brünn.
weiterlesensonstiges Wien 19. Mai 2025
Meine Begegnung mit befreiten KZlern
Frau Loidl
Das Allerprägendste für mich war, als die entlassenen KZler, die noch gehen konnten, einmal bei uns durch Neukirchen durchgegangen sind, drei KZler noch in den gestreiften Häftlingsanzügen. Es war ein sehr schöner Frühlingstag 1945, wir sind draußen gesessen. Da sind sie zu uns hergekommen und haben uns in gebrochenem Deutsch gefragt, ob sie hier richtig sind - das dürften Italiener gewesen sein, weil sie Richtung Attersee wollten. Und sie haben uns gebeten, ob wir ein bisschen was zu essen hätten. Meine Mama und meine Oma, die sonst nicht die Freigiebigste war, haben alles zusammengesucht an Brot und gekochten Kartoffeln, daran erinnere ich mich sehr genau. Ich habe noch nie in meinem Leben so etwas gesehen - Menschen, die nur mehr Haut und Knochen sind.
weiterlesensonstiges Oberösterreich 15. Mai 2025
Mit 11 Jahren war ich "Das Neukirchner Tagblatt"
Fr. Loidl
Schwarzsender gehört und vom KZ erfahren: Die Schule war schon Anfang März 1945 zu Ende, lange Ferien also. Ich war damals 11 Jahre alt. In dieser Zeit haben wir die ersten Informationen über das KZ-Nebenlager Ebensee bekommen, durch ein Flüchtlingsmädchen aus Schlesien, die bei uns einquartiert war und ins Lager arbeitsverpflichtet worden ist. Sie ist ganz aufgeregt zurückgekommen, obwohl sie gar nicht so viel zu sehen bekommen hat, weil sie ja im Büro war. Trotzdem: es hat genügt, um uns alle in helle Aufregung zu versetzen. Wir hatten davor nichts mitbekommen von den Lagern. Ab da war meine Mutter ganz, ganz streng, denn damals waren im Stadl meiner Großmutter schon Volkssturmmänner aus Wien einquartiert. Die haben die Frequenz eines Schwarzsenders im Radio gehabt - und die haben mich animiert, den zu hören. Meine Mutter hatte Angst, dass uns jemand anzeigt, aber ich habe gesagt: Wer soll denn uns hören? Ich drehe ja eh ganz leise. Ich habe immer diesen englischen Schwa...
weiterlesensonstiges Oberösterreich 15. Mai 2025
sonstiges Wien 14. Mai 2025
Der Ruf nach einem "kleinen Hitler"
Herr Scheibenreiter
Herr Scheibenreiter über Nazi-Nostalgie
weiterlesensonstiges Wien 14. Mai 2025
sonstiges Steiermark 9. Mai 2025
80 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs usw.
Rosemarie Philomena Sebek
Ich, Rosemarie Philomena Sebek, geb. 1939, erlebte den Zweiten Weltkrieg, die Besatzung und die Unterzeichnung des Staatsvertrags.
80 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs, 70 Jahre „Österreich ist frei“. Ich, als uneheliches Kind im Dezember 1939 geboren, habe den Zweiten Weltkrieg, dessen Ende und den Abzug der Alliierten erlebt. Ab April 1944 war meine Mutter mir mir evakuiert in Kalchgrub bei Schärding, Oberösterreich. Da sich die Bombenangriffe durch die Alliierten vor allem auf Städte konzentrierten, ging man daran, Frauen mit kleinen Kindern aus den Ballungszentren zu evakuieren, das heißt in ländliche Gebiete zu verschicken. Dort war es sicherer, hieß es, und die Menschen konnten besser mit Lebensmitteln versorgt werden. So kam es, dass ich die Zeit zwischen meinem vierten und sechsten Lebensjahr auf dem Land verbrachte. Während der Zeit unserer Evakuierung fuhren wir einige Male nach Wien, wo mir mulmig zumut war, wenn Erwachsene in Hektik gerieten, da Sirenen heulten und im Radio der Ruf des Kuckucks ertönte, womit Tiefflieger angekündigt wurden. Dann schnappte mich ein Familienmitgli...
weiterlesensonstiges Wien 7. Mai 2025
Heil Hitler, der Hund is' hin!
Alois Haslinger, Jahrgang 1936
Im April 1945 war ich als 9-Jähriger mit der Mutter und der Tante fast 14 Tage im Keller. Gleich daneben war ein MG-Stand der Deutschen, 150 bis 200 Meter entfernt der russische Frontabschnitt. Es waren nur mehr 40, 50 Deutsche da. Die sind immer in den Keller gekommen, und die Mutter und die Tante haben ihnen einen warmen Glühwein gegeben. Nach dem Selbstmord des Führers am letzten Apriltag ist dann am 1. Mai einer dieser Soldaten für einen Glühwein in den Keller her, und hat bei der Kellertür die Hand zum Hitlergruß gehoben und gesagt: Heil Hitler, der Hund is' hin! Das war ein mutiges Wort. Bei uns waren noch 9 Tage lang Kampfhandlungen, er hätte sofort wegen Wehrkraftzersetzung erschossen werden können. Ein Steirer war es, das weiß ich noch, dieses herbe Männergesicht, mit Stahlhelm ist er da gestanden..
weiterlesensonstiges Niederösterreich 2. Mai 2025
Die Verspätung und ihre fatale Folgen
Andreas Schindl
Der Großvater von Andreas Schindl wird wenige Wochen vor Kriegsende noch eingezogen. Er war als Schlossergeselle nahe Gmünd in einem Werk tätig, das Lokomotiven für die Wehrmacht reparierte. Nachdem er eines Tages zu spät in die Arbeit kam, geriet er in ein Wortgefecht mit einem SS-Mann - und sprach gegen ihn und Adolf Hitler das Götz-Zitat aus. Es folgte ein Einberufungsbefehl in den Krieg, aus dem er nicht mehr zurückkehren sollte.
weiterlesensonstiges Niederösterreich 29. April 2025
POW im Gefangenlager Manchester (England)
Josef Bauchinger
Josef Bauchinger, geb. 16.09.1926 in Ried im Innkreis, zur Erinnerung an die Gründung der 2. Republik, als Kriegsgefangener im Lager Manchester.
Erinnerung zum 80. Geburtstag der Republik Österreich / Josef Bauchinger / geb. 16.09.1926 Im Jahr 1945 endeten der Zweiten Weltkrieg und die NS-Herrschaft in Europa. In Österreich wurde die Zweite Republik gegründet, die nun im Jahr 2025 ihr 80. Jubiläum feiert. Am 25. April 1945 wurde in Österreich eine provisorische Regierung eingesetzt und am 14. Mai die Demokratische Republik Österreich ausgerufen. Vor 80 Jahren war ich als POW (Prisoners Of War) in Manchester/England in Kriegsgefangenschaft. Als deutscher Soldat (geboren in Ried im Innkreis/Österreich), gefangen genommen von den alliierten Streitkräften (in Nancy/Frankreich von den Amerikanern). Immer wieder wurden wir von der Lagerleitung darauf hingewiesen, dass politische Aktivitäten bei Strafe verboten waren. Am Tag der Ausrufung des österreichischen Staates, wurde am Platz in der Mitte des Lagers, an dem die POW anzutreten hatten, auf einem hohen Baum die österreichische Flagge gehisst. Das wurde von der Lagerl...
weiterlesensonstiges Oberösterreich 26. April 2025
1. Erlebnisse in den letzten Kriegswochen
Illi-1
Auszuge aus der Geschichte meiner Familie, die ich als Zeitzeuge (geboren 1933) für meine Kinder und Enkel geschrieben habe, um die Lebensumstände in früheren Zeiten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. 1. Teil.
1933 geboren verbrachte ich die Kriegs- und Nachkriegszeit zusammen mit meiner ältere Schwester und meinem dreijähriger Bruder bei meinen Eltern, in einer Mietwohnung in Leoben wohnend. Wenn ich an diese frühe Zeit zurückdenke, dann fallen mir vor allem die häufigen Fliegeralarme ein, die viele Zeit, die wir im Luftschutzkeller verbrachte. Auf Leoben fielen aber keine Bomben, wohl aber hörten wir oft die auf Graz zufliegenden Flugzeuge. Der heute bei Feueralarm gegebene Sirenenton, der den Fliegeralarm einleitete, berührt mich heute noch unangenehm. Ich war nicht begeistert, immer wieder nachts aus dem warmen Bett geholt zu werden, aber man nahm es als selbstverständlich hin, wir Kinder kannten es nicht anders. Rückblickend zeigt es mir, dass sich der Mensch an von ihm nicht zu beeinflussende Umstände gewöhnen kann. So hatte ich auch keine Angst, dass etwas Schreckliches passieren könnte. Das Schicksal, ausgebombt zu werden oder wie es vielen anderen damals erging,...
weiterlesensonstiges Steiermark 22. April 2025
Heimweh als Internatsschülerin der Blindenschule
Inge Ungerböck, Jahrgang 1939
1939 geboren und aufgrund eines angeborenen grauen Stars fast blind, kam Inge Ungerböck 1946 in die Blindenschule im 19. Bezirk in Wien, da das Blindeninstitut im 2. Bezirk noch völlig zerstört und ausgebrannt war. Inge U. kam damals ins Internat, die Zustände dort zur damaligen Zeit beschreibt sie als "ganz schlimm, katastrophal". Im Internat litt sie unter Heimweh, da sie stark an ihre Mutter gebunden war. In der Blindenschule waren auch viele Kinder, die beim Spielen furchtbare Unfälle durch Minen erlitten hatten, und dadurch ihr Augenlicht verloren hatten.
weiterlesensonstiges Wien 21. April 2025
"Sie Znaimer Gurkn!", "Sie foaste Nudel!"
Helmut Friedrichsmeier, Jahrgang 1944
Wortgefechte mit den Einquartierten Die Amerikaner waren die ersten Einquartierten bei uns in der Bad Ischler Sommervilla meines verstorbenen Großvaters. Ich hab das spannend gefunden, diese Soldaten in Uniform bei uns zu haben. Meine junge Mutter war auch interessiert am Kontakt. Und das hat meine Großmutter verurteilt: Was werden die Leute sagen! Bald darauf mussten wir eine Flüchtlingsfamilie aus der Brünner Gegend in unserer Villa aufnehmen. Das war natürlich nicht das, was meine Großmutter wollte; die Amerikaner hatten noch einen gewissen Status verliehen. Mich hat es gefreut, weil ich als einen Spielkameraden hatte, während meine Großmutter sich bald mit der Frau dieser Flüchtlingsfamilie verfeindet hat. Meine Großmutter hat immer gesagt: Sie Znaimer Gurkn! Znaim war ja eine Gemüsezucht Gegend. Und die Frau aus Südmähren hat gesagt: Sie foaste Nudel! Meine Großmutter war ja nicht ganz schlank. An solche Wortgefechte kann ich mich erinnern. Die sind dann auch nach einei...
weiterlesensonstiges Oberösterreich 21. April 2025