Anhaltende Demonstrationen und erster Rücktritt

Rumänien in Aufruhr

Die seit elf Tagen anhaltenden Demonstrationen in Rumänien haben das erste politische Opfer gefordert. Der rechtsliberale Premier Boc hat seinen Außenminister Teodor Baconschi entlassen. Er hatte die Demonstranten als primitiven Pöbel bezeichnet, die keine Ahnung davon hätten, was die Regierung geleistet habe. Die Rumänen sind empört.

Die Aussagen Baconschis haben bei den Demonstranten besondere Empörung ausgelöst und dazu geführt, dass weiter demonstriert wird. Doch der Rücktritt des Außenministers reicht den Demonstranten auf dem Bukarester Universitätsplatz nicht. Sie verlangen weiter lautstark den Rücktritt der gesamten Regierung und vorzeitige Neuwahlen.

Morgenjournal, 24.01.2012

Demonstrationen gehen weiter. Aus Bukarest,

Empörung wächst und wächst

Der Rücktritt des Außenministers beeindruckt die gut 500 Demonstranten überhaupt nicht. Sie skandieren mittlerweile schon den 11 Tag in Folge: weg mit der Regierung. An den Demonstrationen auf dem Universitätsplatz in Bukarest beteiligen sich hauptsächlich Studenten, Sozialhilfebezieher, Beamte und Pensionisten. Sie alle haben die beinharten Sparmaßnahmen der rechtsliberalen Regierungskoalition unter Premierminister Emil Boc besonders hart zu spüren bekommen. Die Beamtenlöhne wurden über Nacht um 25 Prozent gekürzt, Pensionen und Sozialleistungen stark reduziert.

Dazu kommt, dass das Leben in Rumänien spürbar teurer geworden ist, denn die Regierung hat auch die Mehrwertsteuer von 19 auf 24 Prozent angehoben. Auf der Straße klingt das so: "Die Armut hat mich hierher getrieben, ich habe seit zwei Wochen mein Behindertengeld nicht bekommen. Es sind ja nur 50 Euro pro Monat“. „Sie sagen immer, dass Land hat kein Geld. ich sage das Land hat Geld, denn wir zahlen für einen Präsidenten und seine dummen Minister“. „Nach 37 Jahren Arbeit hab ich 200 Euro Pension. Jetzt haben sie mir 10 Euro weggenommen“.

Nur IWF zufrieden

Viele Rumänen haben das Gefühl, dass auf ihrem Rücken gespart wird, während die politische Elite des Landes in Saus und Braus lebt.

Während die sogenannten kleinen Leute frustriert und unzufrieden mit der Regierung sind, ist der IWF, der Internationale Währungsfonds mit den Sparmaßnahmen hoch zufrieden. Rumänien hat alle Forderungen erfüllt, die für den Notkredit im Jahr 2009 in der Höhe von 20 Milliarden Euro verlangt worden waren. Die wirtschaftliche Situation des Landes ist auch nicht so schlecht, doch die Mehrheit der Bevölkerung honoriert das nicht. Daher dürften die Parlamentswahlen im kommenden November für die Regierungsparteien ein Desaster werden.

Mittagsjournal, 24.01.2012

Der harte Sparkurs der Regierung trifft die Falschen - ein Stimmungsbild aus Rumänien,

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