Retour aus Exil für antifaschistisches Österreich

Susanne Pollak, Jahrgang 1942

Vom Nationalsozialismus verfolgter Vater kehrt aus dem Exil in Frankreich zu Fuß über die Alpen zurück, um im Auftrag der Kommunistischen Partei ein antifaschistisches Österreich aufzubauen: Ich bin geboren im Exil meiner Eltern in Frankreich. Sie mussten, weil sie Juden waren, fliehen. Mein Vater aus Wien und meine Mutter schon 1933 aus Berlin. Mein Vater war in Frankreich im Widerstand und in der Kommunistischen Partei. Er ist im 1945 im Auftrag der Partei nach Wien zurückgekehrt, um ein antifaschistisches Österreich aufzubauen. Er ist im Mai 1945 zu Fuß von Toulouse über den großen und kleinen Sankt Bernhard, über die Alpen bis nach Jugoslawien, wo er als feindlicher Ausländer für einige Tage festgenommen wurde, bevor er in Wien ankam. Meine Mutter und ich sind dann Anfang Dezember 45 mit einem der ersten Arlbergexpress nach Wien zurückgekommen. Mein Vater war Arzt und er hat gleich eine Ordination im Gemeindebau bekommen, in Kaisermühlen im 22. Bezirk. Und ich kann mich ...

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Wiederaufbau und Staatsvertrag Wallis 18. April 2025

Mit Otto v. Habsburg auf illegaler Fahrt

Marlene Poscher, Jahrgang 1941

1948 hat mich meine Mutter aus Bregenz, wo ich Verwandte hatte, abgeholt. Sie musste mit mir nach Innsbruck fahren, sodass ich rechtzeitig in die Schule komme. Damals war es noch schwierig, weil die Bahn nicht so regelmäßig gefahren ist. Meine Mutter ist dann zu Gebrüder Weiß Transporte gegangen und hat gefragt, ob es eine Mitfahrgelegenheit gäbe. Wir durften dann mit diesem riesigen Lastwagen mitfahren. Bei der Hinauffahrt auf den Arlberg ist der Lastwagen zusammengebrochen. Jetzt ist meine Mutter mit dem kleinen Kind da gestanden, und es hat ja kaum Personenverkehr gegeben. Und sie hat gesagt, sie probiert halt Autostopp zu machen, und dann kommt von irgendwo ein Auto daher. Es war ein weinroter Personenkraftwagen mit zwei Herren drinnen. Der hat glatt gestoppt, und der Chauffeur hat seinen Beifahrer gebeten, dass er sich nach hinten setzt. Meine Mutter konnte vorne einsteigen und ich bin hinten bei dem anderen Herren gesessen. Zu dieser Zeit damals konnte ich kaum im Auto mit...

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Wiederaufbau und Staatsvertrag Tirol 18. April 2025

Als Kind mit russ. Major im offenen Jeep gefahren

Dietrich Hardouin, Jahrgang 1941

1945 oder Anfang 1946 haben mich meine Eltern als Baby zur Sicherheit vor den Russen, aus Angst, zu meiner Großtante und Großonkel nach Waidhofen an der Ybbs gebracht. Sie haben mich verschickt mit einem LKW. Ich wurde dort bei Tante und Onkel in der Herrschaftsvilla untergebracht, einem wunderschönen großen Haus. Das wurde wenige Tage oder Wochen nachher von den Russen besetzt. Ein russischer Major hat Onkel und Tante, inklusive mich im unteren Bereich des Hauses untergebracht, weil er oben seine Residenz und seine Kommandantur eingerichtet hat. Mein Onkel war General, aus der Wehrmacht 1943 aus Altersgründen entlassen. Seine ganzen Orden hatte er versteckt am Dachboden, mit allem, was er noch aus der Nazi-Zeit hatte und was auf seine Generalität hätte schließen lassen. Der wirkliche Rang meines Onkels in der Wehrmacht wurde dann irgendwie entdeckt. Der russische Major hat aber keine Ressentiments gehabt; sondern er hat seinen Adjutanten sofort meinem Onkel zur Verfügung gestel...

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Besatzungsmächte Niederösterreich 18. April 2025

Vater gerettet von KZ-Insassen in Mauthausen

Eric Maier, Jahrgang 1959

Mein Vater war 1928 geboren und ist in den letzten Kriegstagen mit 16 Jahren und 9 Monaten zum Volkssturm eingezogen worden. Er war gebürtig aus Amstetten und ist zur Bewachung einer Flakstellung nördlich von Linz in Lichtenberg eingeteilt worden. Unmittelbar bei Kriegsende, also sie waren junge Buben, ist ihnen vom Kommandanten gesagt worden, sie sollen ihr Zeug wegschmeißen und schauen, dass sie heimkommen. Mein Vater ist mit zwei anderen zu Fuß Richtung Amstetten zurück. Unmittelbar am Tag der Befreiung von Mauthausen ist er dort am Abend angekommen und ist auf freigekommene KZ-Insassen gestoßen. Einer davon war ein höherer russischer Militär. Der hat einem Bauern dort gesagt, sie sollen die Burschen in einen Stadel einquartieren über Nacht, ihnen was zu essen geben und auf sie aufpassen, weil die marodierende SS alle Fahnenflüchtigen sofort erschießt. Das heißt, er hat dem wahrscheinlich sein Leben zu verdanken. Mein Vater hat mir das wiederholt erzählt, es dürfte ihn sein L...

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Fluchtgeschichten Oberösterreich 18. April 2025

Vater ließ die Leute fürs Mehl anschreiben

Maria Peham, Jahrgang 1968

Mein Vater ist mit 17 zur Ausbildung als Soldat nach Frankreich geschickt worden und war dann in russischer Gefangenschaft. Die Ereignisse haben ihn lebenslang geprägt. Eine Depression, die sich im Alter zu einem schweren Verlauf entwickelt hat. Nach dem Krieg hat er, wie vorgesehen, die Mühle in Oberösterreich übernommen, im Tal der sieben Mühlen, wo ich auch aufgewachsen bin. (..) Und nach dem Krieg, hat er dann immer erzählt, waren viele Leute sehr hungrig und konnten nicht zahlen, wenn sie Mehl geholt haben in der Mühle. Er hat sie nie weggeschickt, sondern hat sie anschreiben lassen. Und vieles wurde auch dann nicht bezahlt. Und die Anekdote dazu war, als in den 70er Jahren mein Bruder ein Mofa hatte, hat ihn mein Vater losgeschickt und gemeint, es gibt noch Leute, die ihm Geld schulden, und wenn er das eintreiben mag, kann er es behalten. Mein Bruder war sehr geschäftstüchtig und hat das dann gemacht. Meine Oma, die ich nie gekannt habe, ist kurz nach dem Krieg 1948 ge...

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Familiengeschichten Oberösterreich 18. April 2025

Mutter war in Holland, Vater in Amerika

Helga Wirrer, Jahrgang 1942

Nach 1945, was ich mich noch erinnern kann wirklich aus der Zeit, ich muss drei Jahre gewesen sein, da waren Fliegeralarme natürlich. Bei uns ist auch ziemlich bombardiert worden. Wir haben im ersten Stock diese Wohnung gehabt und keinen Keller, aber eine Waschküche unten im Parterre mit einem riesigen, hölzernen Schubtisch. Und da sind wir runter und haben uns darunter versteckt und haben geglaubt, dass wir da geschützt sind. Und das Wasser war noch draußen zum Pumpen mit einem Brunnen, es war oft vereist, meine Mutter hat einmal einen furchtbaren Sturz am Kopf gemacht und war von dato immer sehr empfindlich. Und mein Vater war in Kriegsgefangenschaft. Zum Glück bei den Amerikanern, muss man sagen. Dort ist es ihm gar nicht schlecht gegangen. Er hat ein sehr musisches Talent gehabt (...). Meine Mutter war in Holland zehn Jahre lang, weil sie da bei uns keine Stellung gekriegt hat. Sie ist geboren in einer Familie mit zwölf Kindern, am Land in Oberösterreich. Sie war bei den Äl...

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Familiengeschichten Salzburg 18. April 2025

Ukrainer hat sich in meine Mutter verliebt

Therese Eisenmann, Jahrgang 1953

Also ich bin geboren in Gosau im Salzkammergut. Und ich hörte von meiner Mutter immer diese Geschichte von den Ukrainern, die dort in einer Holzknechtshütte "gehaust haben", so hat das immer geheißen. Das waren Kriegsgefangene natürlich, und sie haben den Frauen in der kleinen Landwirtschaft, wo meine Mutter geboren worden ist, total geholfen. Also beim Heumachen und beim Holzmachen. Man muss sich vorstellen, in Gosau waren die Winter ja sehr kalt. Da hat man Holz machen müssen, um da überhaupt durchzukommen. Einer von den Ukrainern hat sich in meine Mutter verliebt. Meine Mutter hatte aber schon ein Kind und hat auf ihren Mann, den Hans Eisenmann, gewartet, der aber dann erst 1947 heimgekommen ist. Sie hat das nie direkt gesagt, aber ich nehme an, dass sie auch verliebt war in den Seham, so hat der geheißen. Und nachher, glaube ich, dass sie immer erwartet hätte, dass von ihm einmal Post kommt. Ich habe eine Fotografie von ihm. Da ist er abgebildet mit einer Ziehharmonika, und d...

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Familiengeschichten Oberösterreich 18. April 2025

Unsere erste Orange

Helene Watzka

Meine kleine Schwester hat von den Soldaten bei der Stiftskaserne einen orangen Ball geschenkt bekommen. Sie war in der 1. Klasse Volksschule, sie hat es der Frau Lehrerin gezeigt und hat gesagt: Ich habe einen Ball geschenkt bekommen. Und da hat die gesagt: Das ist kein Ball, das ist eine Orange, und die kann man essen. - Und ich habe mir gedacht, das ist einmal was Nettes, was man auch erzählen kann.

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Besatzungsmächte Wien 18. April 2025

Großmutter für Zwangsarbeiter Kartoffel gekocht

Herr Paukowich, Jahrgang 1935

Meine Großmutter hat im Hof auf sogenannten Futterdämpfern (...) das waren freistehende Öfen, Kartoffeln gekocht, einen Kessel voll, und hat den Kessel umgeschwenkt und die Kartoffeln sind raus. Und die Zwangsarbeiter sind, im Winter war es schon finster, geschwind rein in den Hof und haben sich.. also wirklich wie die Tiere vor Hunger drübergestürzt und haben die Kartoffeln gegessen. Also das habe ich als junger Jugendlicher erlebt.

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sonstiges Burgenland 18. April 2025

Ich war mit 9 Jahren Schwarzschlächter

Herr Paukowich, Jahrgang 1935

Auf den beiden Bauernhöfen meiner Großeltern ist sehr viel schwarz geschlachtet worden. Mit neun hat man mich abstechen lassen, weil man gehofft hat, dass ich als Kind weniger bestraft werde, falls wir angezeigt werden. Einmal hat eine Kuh Zwillinge gekriegt. Da musste ich in den Heuhaufen in der Scheune ein Loch hinein machen, und da ist ein Kalb versteckt worden. Und hat natürlich Milch gekriegt und das hab ich dann mit einem Freund, der gleichaltrig war, wir waren acht Tage auseinander, abgemurkst und schwarzgeschlachtet, als damals Zehnjährige.

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Familiengeschichten Burgenland 18. April 2025

Die unbesiegbaren Russen

Franz Schindl

Franz Schindl, Jg. 1931, spielt Schach mit russischen Kollegen

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Besatzungsmächte Wien 15. April 2025

Der Weg in die Normalität

Herbert Grünwald

Herbert Grünwalds Jugendnach dem Krieg

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Wiederaufbau und Staatsvertrag Wien 15. April 2025

Neue Vergnügungen, mehr Wohlstand

Franz Schindl

Franz Schindl wird zum Partytiger

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Wiederaufbau und Staatsvertrag Wien 15. April 2025

Neue Verwendung der Nazi-Appellhallen

Franz Schindl

Franz Schindl wird DJ und lernt zu feiern

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Wiederaufbau und Staatsvertrag Wien 15. April 2025

Improvisation mit Kleidung

Franz Schindl

Franz Schindl bekommt das Nötigste

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Schule und Ausbildung Wien 15. April 2025