Übersicht Zwischen Trümmern und Neubeginn

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Haft wegen NSDAP-Parteibuch im Kohlenkeller
Hr. Koitz
Ich erzähle die Geschichte meiner Lebensgefährtin, Jahrgang 1927, und die ihrer Mutter: Es war überall Vernaderung. Am 11. August 1945 ist die Mutter meiner Lebensgefährtin nicht mehr nach Hause gekommen. Die Mutter wurde von neidischen Nachbarn im Matteottihof im 5. Wiener Gemeindebezirk wegen ihrer seinerzeitigen Parteizugehörigkeit zur NSDAP angezeigt, weil diese zu einer Gemeindewohnung kommen wollten. Die schlimmste Erfahrung machte aber die Mutter mit ihrer Schwägerin. Um zu einer Wohnung zu kommen, verriet die Schwägerin den Behörden, dass sich das Parteibuch der Mutter im Kohlenkeller in einem Müllsack befindet. Sie hatte es, im Gegensatz zu den meisten, nicht sofort weggeworfen. Dabei hatte sich die Mutter nie politisch betätigt, im Gegenteil, sie hat als Straßenbahnschaffnerin schwer gearbeitet im Zweiten Weltkrieg (...) Erst eineinhalb Jahre später kam die Mutter meiner Lebensgefährtin frei, und zwar aus dem Grund, weil die Gerichtsbarkeit langsam arbeitete und we...
weiterlesenWohnen Wien 20. April 2025
Tschechische Vorfahren
Milena Renate Findeis
Wäre ich 1991 nicht meinem Herzenswunsch gefolgt, nach Prag gegangen wegen Kafka, Havel und Jesenská würde ich bis heute nichts über meine tschechische Vorfahren wissen.
1957 geboren wohnten in einer Küche, einem Schlafzimmer ohne fließendes Wasser: 5 Erwachsene - Großvater, Großmutter, Mutter und Vater und der Bruder der Mutter und ich, 1958 kam mein Bruder hinzu
weiterlesenWohnen Prag 4. April 2025
Mäuse in der Lamperie
Helga Matis, Jg. 1945
Zu viert auf engstem Raum im Nachkriegswien: ohne Wasser, ohne Strom, ohne Heizung. Helga schlief im Gitterbett bis 14. Eine Gemeindewohnung war ohne Parteibuch nicht zu haben.
weiterlesenWohnen Wien 31. März 2025
Bei der Tante im Burgenland
Herr Pelikan, Jahrgang 1941
Ich bin ein Kriegskind, 1941, als Bub bin ich bei der Tante im Burgenland gewesen, weil der Vater war in Gefangenschaft nachher in Amerika, bei den Amerikanern, die Mutter musste das Geschäft leiten. Und sie konnte nur Samstags, Sonntags mich in Eisenstadt, besuchen und es war ein langer Fußweg, weil da gab es keine Zugsverbindungen. Sie musste also ungefähr drei Stunden marschieren, damit sie mich sehen konnte. Das war so die Zeit, bevor ich in die Schule kam. Die Schule in Wien war tipptopp. Aber wissen Sie, die Zeit war hart. Die Mutter musste die Kleider von ihrem Vater verkaufen am Schwarzmarkt, damit wir was zum Essen haben. So war die Situation nach 1945. Ich war an und für sich bei der Tante im Burgenland. Da war es recht lustig und kein Problem. Aber das Problem war dann, das Haus war zerbombt in Wien, sie musste bei ihrer Mutter wohnen, also bei meiner Großmutter. Dann ging die Schule los und da war noch nichts. Die Mutter musste noch Kleider verkaufen. Das weiß ich noch ...
weiterlesenWohnen Burgenland 29. März 2025
Wohnen nach dem Krieg
Maxa H. Danesi, Jahrgang 1958
Großeltern 9 Jahre lang in einem Wohnhaus mit NS-Familie. Dabei war Großvater als Legitimist wegen Vorbereitung zum Hochverrat im Gefängnis, halbjüdische Großmutter überlebte nur mit viel Glück, samt ihren drei Töchtern, das Mörderregime.
In Mautern/Donau gab es eine russische Militärkommandantur und Bedarf nach zusätzlichem Wohnraum für die russischen Soldaten. Daher wurden meine Großeltern im Juni 1945 samt ihren Töchtern in ein, von ehemaligen Nationalsozialisten verlassenes Haus umgesiedelt (diese waren zu Kriegsende Richtung Westen geflohen). Das Glück sollte nur von kurzer Dauer sein. 1948 kamen die Hausbesitzer zurück und die beiden Familien mussten sich das Haus teilen (die einen lebten im Parterre, die anderen in der Mansarde). Obendrein wurde meine damals erst 18-jährige Tante von einem russischen Besatzungssoldaten geschwängert. Sie lebte daraufhin samt Kind bei ihren Eltern (s.o.). Von 1949 - 1954 arbeitete sie in der Schweiz, das Kind wurde während dieser Zeit von den Großeltern aufgezogen. Erst 1957 normalisierte sich die Lage. Es wurde ein Gemeindebau im Ort errichtet und meine Großeltern konnten dort einziehen. Über all diese Vorkommnisse wurde in der Familie nie gesprochen. Als mir diese, und viel...
weiterlesenWohnen Wien 13. März 2025