Daten noch schlechter als befürchtet

Österreichs Schüler stürzen im PISA-Test ab

Platz 31 unter 34 OECD-Ländern beim Lesen, Platz 24 in den Naturwissenschaften und 18. Platz in Mathematik: Das Abschneiden von Österreichs 15- und 16jährigen Schülern im internationalen PISA-Vergleichstest ist alles andere als gut: In allen Bereichen sind die Ergebnisse im aktuellen PISA-Test schlechter ausgefallen als zuletzt.

Morgenjournal, 07.12.2010

PISA, die Daten,

Schlecht wie noch nie

Lesen war schon immer die schwächste Disziplin der österreichischen Schülerinnen und Schüler im PISA-Test. Aber so schlecht wie diesmal - wo das Hauptaugenmerk des Tests gerade auf Lesen gelegt wurde - so schlecht war es noch nie: 23 Punkte unter dem OECD-Durchschnitt und Rang 31 unter den 34 OECD-Staaten. Anders ausgedrückt sind Österreichs 15- und 16jährige gegenüber dem Durchschnitt in anderen Industrieländern um ein halbes Jahr hinten.

Mädchen besser als Burschen

Besonders problematisch ist: 28 Prozent also mehr als ein Viertel gelten als sogenannte Risikoschüler, sie können also am Ende der Pflichtschulzeit auch einfache Texte nicht ausreichend lesen. Auf der anderen Seite gehören nur 5 Prozent der getesteten Schülerinnen und Schüler zur Spitzengruppe jener, die auch komplizierte Texte gut verstehen. Mädchen schneiden deutlich besser ab als Buben, das ist aber in allen Ländern beim Lesen so. Und: Kinder mit Migrationshintergrund, die also Deutsch nicht als Muttersprache haben liegen um mehr als ein Unterrichtsjahr hinter einheimischen Kindern.

Ausnahme: Mathematik

Deutlich zurückgefallen sind Österreichs Kinder aber auch in den Naturwissenschaften und zwar auf den 24. Platz von 34 Ländern, also ebenfalls deutlich unter dem Durchschnitt. Und auch hier gibt es 21 Prozent sogenannter Risikoschüler, die mit Physik, Biologie oder Chemie am Ende der Pflichtschulzeit kaum etwas anfangen können. Auch verloren, aber deutlich weniger haben Österreichs Schüler in Mathematik. Hier liegen sie immerhin auf Platz 18. Aber: so wie beim Lesen fällt auch in Mathematik ein Viertel aller Schülerinnen und Schüler in die sogenannte Risikogruppe, die am Ende der Pflichtschulzeit einfachste Mathematikaufgaben aus dem Alltag nicht oder nur unzureichend bewältigen.

Elternhaus entscheidet

Groß ist der Anteil jener Schülerinnen und Schüler, die in zwei oder gleich allen drei PISA-Bereichen sehr schlecht abschneiden. Und schließlich: Wie gut eine Schülerin oder ein Schüler beim PISA-Test abschneidet, hängt ganz entscheidend vom Bildungsniveau und vom beruflichen Status der Eltern ab. Diese Unterschiede in der Herkunft werden in der Schule praktisch überhaupt nicht ausgeglichen.

Haider: Endlich handeln

In Österreich für die Durchführung der PISA-Tests verantwortlich ist das Bundesinstitut für Bildungsforschung. Dessen Chef, Günther Haider - gewissermaßen der Mister PISA in Österreich - sagt, Konzepte und Reform-Vorschläge gibt es schon genug. Jetzt sollte man nicht länger diskutieren, sondern endlich handeln, appelliert Haider an die Bildungspolitiker.

Morgenjournal, 07.12.2010

Günther Haider im Gespräch mit Franz Simbürger

ÖVP: Verpflichtende Vorschule

Das Ergebnis nicht überdramatisieren will ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon, der Unterrichtsministerin Claudia Schmied nicht als Hauptschuldige am schlechten PISA-Ergebnis sieht: Schon in der Volksschule aller 6 bis 10-Jährigen zeigten sich die Lese-Defizite. Amon schlägt vor, dass Kinder, die nicht Deutsch können, im Vorfeld eine Vorschule besuchen müssen, um die Unterrichtssprache zu lernen.

FPÖ: Nicht mehr teilnehmen

Walter Rosenkranz, Bildungssprecher der FPÖ will Österreichs Teilnehme an PISA beim nächsten Mal überhaupt aussetzen. Das sei unnötig sagt er. Das Geld, das für PISA ausgegeben werde, sollte besser genützt und ins Bildungssystem gesteckt werden.

Grüne: Gesamtschule

An der Langversion des Gymnasiums festhalten will Rosenkranz auf jeden Fall. Nicht so der grüne Bildungssprecher Harald Walser, der das Ergebnis als glattes Nichtgenügend für Rot Schwarz und Blau sieht. Er will die Gesamtschule, obwohl auch sie nicht alle Probleme lösen könne. Hier könne aber besser auf Schwächen und Stärken der Schüler eingegangen werden.

Schmied: Reformen überfällig

Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) wollte für das ORF-Radio keine Stellungnahme abgeben. Der Austria Presseagentur sagte sie, die Ergebnisse seien schlecht, sogar sehr schlecht. Sie wolle sofort an der Umsetzung der Reformen arbeiten. Österreich nutze das Potenzial seiner Schüler nicht. Sie spüre überall Ungeduld, so Schmied.

Morgenjournal, 07.12.2010

Die Reaktionen, Martin Haidinger