Favoriten und ihre Konkurrenten
Vorschau auf die Oscars 2011
Zum 83. Mal werden am Sonntagabend die Oscars in Los Angeles verliehen. Wem die rund 5.700 Mitglieder der Oscar-Akademie die begehrten Statuen zusprechen, das bleibt wie immer geheim bis zur Galaveranstaltung, durch die heuer die Schauspielerin Anne Hathaway und ihr Kollege James Franco führen werden.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 26.02.2011
Die Lust an der Spekulation ist schon das halbe Vergnügen einer Oscar-Verleihung. Doch zum Spekulieren gehören Indizien. Die Zahl der Nominierungen ist zwar ein Hinweis, aber eben keinerlei Garantie. Man erinnere sich an den Film "Der seltsame Fall des Benjamin Button", der 2009 13 Nominierungen erhielt, aber letztlich nur drei Preise in Nebenkategorien für sich verbuchen konnte.
"Benjamin Button"-Regisseur David Fincher nimmt heuer einen neuen Anlauf. Er ist für seinen Facebook-Film "The Social Network" mit insgesamt acht Oscar-Chancen nominiert, auch als bester Regisseur. Seine schärfsten Konkurrenten sind einerseits die Coen-Brüder für den Western "True Grit", sie haben allerdings 2008 mit "No Country for Old Men" abgeräumt, damit schrumpfen ihre heurigen Oscar-Chancen.
Zu jung für den Oscar?
Andererseits gilt der Brite Tom Hooper, Regisseur des insgesamt zwölffach nominierten Films "The King's Speech" als seriöser Anwärter. Hooper spielt das Oscar-Thema herunter, die Directors Guild of America, also die Vereinigung der US-amerikanischen Regisseure, habe ihn gerade ausgezeichnet, es sei sehr spannend schon mal auf dieser Gewinnerliste zu stehen.
Zu bedenken gilt es: der 38-jährige Hooper steht noch am Anfang seiner Kinokarriere. David Fincher, ein Hollywood-Routinier, ist bisher noch ohne Oscar, obwohl er einen verdient hätte, und während "The King's Speech" eine herzerwärmende und zutiefst menschliche Erfolgsgeschichte zeigt, ist mit "The Social Network" eine wenn auch mit Schattenseiten versehene, wirtschaftliche Erfolgsgeschichte im Rennen.
Offenes Rennen für Nebendarsteller/innen
Außenseiterchancen als bester Film und für den besten Regisseur gibt es noch für das Ballettdrama "Black Swan". Dessen Hauptdarstellerin Natalie Portman gilt als klare Favoritin für den Schauspiel-Oscar, bei den Herren dürfte Colin Firth als stotternder König George VI. in "The King's Speech" die Ehre kaum zu nehmen sein; Hauptkonkurrent Jeff Bridges wurde letztes Jahr prämiert.
Weniger vorhersehbar ist diesmal das Rennen um die besten Nebendarsteller: Geoffrey Rush als Sprachtherapeut in "The King's Speech" gegen Christian Bale im Boxer-Drama "The Fighter" lautet das Duell. Bei den Frauen stehen sich Melissa Leo, ebenfalls für "The Fighter", und Hailee Steinfeld gegenüber. Steinfeld ist zwar nur als Nebendarstellerin nominiert, spielt aber als Racheengel im Coen-Western "True Grit" eigentlich eine Hauptrolle. Egal, über den roten Teppich zu laufen, das werde eine aufregende Erfahrung, so die erst 14-Jährige.
Melissa Leo gewann heuer den Golden Globe, Steinfeld war dort erst gar nicht nominiert. Aber der Golden Globe ist längst kein zuverlässiger Wegweiser in Richtung Oscar mehr. In den letzten zehn Jahren lag die Trefferquote in den wichtigen Hauptkategorien nur bei rund 50 Prozent.