Die wichtigsten Ausstellungen und Trends
Ein Starkes Jahr für die Kunst
Das Jahr 2011 war ein starkes Jahr für die Kunst: Die Biennale in Venedig verzeichnete ein Besucherplus von 20 Prozent, in Österreich wurde das Joanneumsviertel Graz nach großem Umbau neu eröffnet und in Wien das 21ger Haus, das das neue Herzstück des neu entstehenden Stadtviertels am Südbahnhof werden soll.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 29.12.2011
Sabine Oppolzer spricht mit dem ehemaligen Direktor des mumok, Edelbert Köb, dem Künstler Erwin Wurm und der Kunstkritikerin der "Presse" Almuth Spiegler.
Ehrenlöwe an Franz West
Österreich hatte bei der diesjährigen Biennale in Venedig einen großen Auftritt: Franz West erhielt den Ehrenlöwen für sein Lebenswerk. Und Markus Schinwald fand viel Beifall für seine Gestaltung des österreichischen Pavillons. Er hatte ihn als Labyrinth gestaltet, in dem er altehrwürdige Porträts zeigte, die er mit absurden Prothesen versehen hatte. Mit einer Ledernase etwa, umrahmt von einem Goldkettchen.
"Ich habe das immer als Prothesen für unbestimmte Fälle beschrieben. Und eine Brille ist auch, wenn man will, eine Prothese, die man schon ausschmücken kann. Eines der Bilder hat zum Beispiel eine Kette, die einem das Lachen abnimmt. Ich finde so eine Prothese muss jetzt nicht unbedingt sofort den Zweck offenbaren, sondern kann auch als Schmuckstück getarnt sein - wie auch ein Schmuckstück eine Art Prothese ist", erläuterte Schinwald.
Die gelungensten Ausstellungen
Die Gestaltung der Biennale insgesamt fanden viele eher banal. Internationale Ausstellungen, die ihre Besucher nicht ratlos zurückließen waren u.a. im Palazzo Strozzi in Florenz eine Schau mit Zeitbezug ("Banker, Boticelli und das Fegefeuer der Eitelkeiten") und die Schau mit Meisterwerken italienischer Porträtkunst im Bode-Museum in Berlin. Sie wurde zum Publikumsrenner und ist derzeit im Metropolitan Museum of Art in New York zu sehen.
In Graz wurde die Ausstellung des chinesischen Künstlers Ai Weiwei wegen des Publikumsansturms verlängert und ist noch bis Februar im Kunsthaus zu sehen. Anlässlich dieser Schau gab der regierungskritische Künstler, der am 3. April 2011 verhaftet und an einen unbekannten Ort verbracht wurde, und dem nach seiner Freilassung im Juni verboten wurde, Peking zu verlassen, eines seiner raren Interviews. Er äußerte seine Angst, einfach zu verschwinden, weil kein Gesetz in schützen würde.
Mittagsjournal, 29.12.2011
Aus 20er Haus wurde 21er Haus
Besonders interessant war auch die Schiele-Ausstellung im Leopold Museum, in der Schieles Arbeiten mit denen der Wiener Aktionisten konfrontiert wurde. Eines der Highlights des Jahres war auch die Wiedereröffnung des 20er Hauses als 21er Haus, das nach Jahren der Schließung um 31,9 Millionen Euro renoviert wurde.
Und in Zukunft den neu entstehenden Stadtteil rund um den Südbahnhof beleben soll. Belvedere-Direktorin Agnes Husslein ist stolz darauf, dass der Umbau trotz Wirtschaftskrise gelungen ist, findet es aber trotzdem entmutigend, "dass insgesamt für Banken und bankrotte Unternehmen Milliarden investiert werden und der Kunst wird mit Tröpferln hie und da eine Portion beigegeben. Aber über was definiert sich Österreich? Über die Kunst, Kultur dieses Landes und vielleicht noch über die schöne Landschaft."
Laut Husslein trug die starke Präsenz der Kunst in Wien sicher wesentlich dazu bei, dass Wien heuer schon zum dritten Mal zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt wurde.
Textfassung: Rainer Elstner