"Die Stühle" bei den Wiener Festwochen
Bondy inszeniert Ionesco
Am 6. Juni 2011 hat bei den Wiener Festwochen das Stück "Die Stühle" von Eugène Ionesco Premiere. Ein Klassiker des absurden Theaters. Inszeniert hat Festwochen Intendant Luc Bondy, gespielt wird in der französischen Originalsprache mit deutschen Übertiteln.
26. April 2017, 12:46
Mittagsjournal, 06.06.2011
Die Gäste bleiben aus
Es geht um ein altes Ehepaar, das Vorbereitungen für ein Fest trifft. Seit 75 Jahren sind die beiden verheiratet. Nach und nach füllt sich die Bühne mit Stühlen, die Gäste bleiben aber imaginär. Es geht um Einsamkeit, die Liebe, das Alter, den Tod. Viele Lesarten sind möglich.
"Es gibt keine Message", sagt Luc Bondy. "Es geht viel um die Liebe, das Alter, die Liebe im Alter, über die Illusionen, die die Menschen sich, bevor sie sterben, machen, die Idee eines Selbstmordes aus Liebe, wie bei Ovids 'Philemon und Baucis'. Es gibt da all die herrlichen und gräulichen Dinge von kleinbürgerlichen Hausmeistern. Aber Ionesco liebt die Menschen, er zeigt nie mit dem Finger auf sie, er macht sich nie über sie lustig. Das macht aus ihm einen interessanten Autor. Seine Personen sind immer human. Sie werden nie wegen irgendwelcher Eigenheiten denunziert. Wir werden ja alle ein wenig eigenartig, wenn wir alt werden."
Luc Bondy hat das Stück im vorigen Herbst für das Pariser Festival d'Automne inszeniert.
Junge Darsteller
Für die beiden Hauptdarsteller, die im Stück nur als der bzw. die Alte bezeichnet werden, sollte man junge Schauspieler aussuchen hatte Ionesco ausdrücklich festgelegt. Luc Bondy hat sich für die charismatischen Micha Lescot und Dominique Reymond aus der Talenteschmiede des Théâtre des Amandiers in Nanterre, wo auch Bondy selbst, Patrice Chéreau und Valeria Bruni Tedeschi groß wurden, entschieden. Sie verfügen außerdem, so Bondy, über den notwendigen Humor, um die nicht anwesenden Gäste auf der Bühne zum Leben zu erwecken.
"Les Chaises"/"Die Stühle" aus dem Jahr 1952 gilt als Klassiker des sogenannten absurden Theaters, zu dessen profiliertesten Vertretern Samuel Beckett und eben Ionesco zählen, ein Begriff, der aus der Zeit verstanden werden muss: "Genau. In dieser Zeit, nach Autoren wie Anouilh oder Giraudoux ist auf einmal eine neue Sprache, ein neuer Geist im Theater aufgetaucht, der den Sinn des Theaters revolutioniert hat. Ein Theater, das nicht im Dienst von etwas anderem war, sondern ein Theater, das eine Phantasie, ein eigenes Universum ist", erläutert Bondy.
Klassiker und Außenseiter
Das Paradoxe bei Ionesco ist, dass er zwar zu Lebzeiten bereits als Klassiker galt, und doch in den Pariser Intellektuellenmilieus ein Außenseiter blieb. "Er ist ein großer Autor", betont der Regisseur. "Aber Sie können sich vorstellen, dass er aus ideologischen Gründen damals im Frankreich von 1968 nicht dazugehörte. Man konnte nicht über Ionesco sprechen. Stellen Sie sich vor: Es war die Zeit von Sartre und diesen Leuten, da war Ionesco nicht gern gesehen. Weil er kompromisslos in seinem Antikommunismus war, störte er enorm. Das hat zu einer gewissen Zeit eine Rolle gespielt."
Luc Bondy hat "Les Chaises"/"Die Stühle" übrigens schon im zarten Alter von 19 Jahren inszeniert. Seine jüngste Inszenierung, die ab Montag, 6. Juni 2011 im Museumsquartier zu sehen ist, wurde von der Pariser Kritik gemischt aufgenommen.
Klassiker und Außenseiter
Das Paradoxe bei Ionesco ist, dass er zwar zu Lebzeiten bereits als Klassiker galt, und doch in den Pariser Intellektuellenmilieus ein Außenseiter blieb. "Er ist ein großer Autor", betont der Regisseur. "Aber Sie können sich vorstellen, dass er aus ideologischen Gründen damals im Frankreich von 1968 nicht dazugehörte. Man konnte nicht über Ionesco sprechen. Stellen Sie sich vor: Es war die Zeit von Sartre und diesen Leuten, da war Ionesco nicht gern gesehen. Weil er kompromisslos in seinem Antikommunismus war, störte er enorm. Das hat zu einer gewissen Zeit eine Rolle gespielt."
Luc Bondy hat "Les Chaises"/"Die Stühle" übrigens schon im zarten Alter von 19 Jahren inszeniert. Seine jüngste Inszenierung, die ab Montag, 6. Juni 2011 im Museumsquartier zu sehen ist, wurde von der Pariser Kritik gemischt aufgenommen.